Was ist eine Dranginkontinenz und was hilft dagegen?
Obwohl viele von Blasenschwäche betroffen sind, bleibt es leider oft immer noch ein Tabuthema. Dranginkontinenz ist eine Form der Blasenschwäche, mit der ein sehr starker Harndrang einhergeht. Betroffene können deswegen häufig nicht bis zur nächsten Toilette durchhalten, was ihren Alltag beschweren und Schamgefühle auslösen kann. Wenn wir jedoch damit anfangen über solche Themen zu reden, merken wir schnell, dass wir damit nicht alleine sind und vor allem, dass solche Probleme nicht unheilbar sind!
Was ist eine Dranginkontinenz? – Definition
Bei einer Drang-Harninkontinenz, kurz Dranginkontinenz (auch Urge Inkontinenz) kommt es, verbunden mit einem ununterdrückbarem Druckempfinden, zu ungewollter Urinabgabe. Dieser plötzliche Harndrang kann auch eintreten, wenn die Blase nicht komplett gefüllt ist. Aufgrund des unkontrollierbaren Drucks kann der Urinverlust oft nicht bis zur nächsten Toilette herausgezögert werden.
Diese Form der Harninkontinenz oder Blasenschwäche kommt vergleichsweise seltener vor als andere Formen der Inkontinenz und tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Das gleichzeitige Auftreten von Symptomen einer Dranginkontinenz und einer Belastungsinkontinenz nennt man Mischinkontinenz.
Symptome einer Dranginkontinenz
Dass Du von einer Dranginkontinenz betroffen bist, merkst Du daran, dass Du häufig einen unwillkürlich auftretenden und unhaltbaren Harndrang verspürst, was bedeutet, dass Du sehr oft und sehr dringend urinieren musst, und Du Deinen Urin nicht einhalten kannst. Als Folge verspürst Du öfters starken Druck und es kann dazu kommen, dass Du Dich einnässt. Des Weiteren können Blähungen, mangelndes Gefühl und/oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, oder ein Schweregefühl in der Scheide Indikationen für eine Inkontinenz sein.
Viele Menschen sind unwissend von einer Inkontinenz betroffen. Bereits ein sehr geringer Verlust von Urin hängt wahrscheinlich mit einer Inkontinenz zusammen!
Wenn Du Symptome hast, die auf eine Dranginkontinenz hinweisen, wende Dich an Deine*n Hausärzt*in, Deine Hebamme oder eine andere medizinische Fachkraft, um die Ursache zu ermitteln und weitere Behandlungsschritte einleiten zu können.
Es kann hilfreich sein, im Rahmen der Diagnose über einen gewissen Zeitraum ein sogenanntes Miktionstagebuch zu führen, in welchem Du Dein Trinkverhalten und Deinen Harnverlust protokollierst.
Welche Formen von Dranginkontinenz gibt es?
Es existieren zwei Arten der Dranginkontinenz:
motorische: der Blasenmuskel, der für die Entleerung der Blase zuständig ist, zieht sich übermäßig und krampfartig zusammen, wobei kleine Mengen von Urin abgegeben werden. Man spricht hier von einer überaktiven Blase.
sensorische: die Sensoren, oder Fühler, in der Blasenwand übermitteln falsche Informationen an das Gehirn, woraufhin Urin abgegeben wird, obwohl die Blase noch nicht voll ist, was zu einem erhöhtem Harndrang führt. Man spricht hier von einer überempfindlichen Blase.
Was sind Ursachen einer Dranginkontinenz?
Idiopathische Dranginkontinenz
Wenn die Dranginkontinenz idiopathisch ist, also die Ursache nicht genau bestimmt werden kann, liegt es wahrscheinlich an einer Reizblase. In den meisten Fällen entsteht eine Dranginkontinenz durch einen überempfindlichen oder überaktiven Blasenschließmuskel. Diese „nasse”, zu empfindliche Blase kennen wir umgangssprachlich als Reizblase. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Blase, bei welcher sie sich häufig und in kleinen Mengen leert. Die Reizblase ist eine mögliche Ursache der Dranginkontinenz, der Unterschied der Symptome liegt darin, dass der Urinverlust bei einer Dranginkontinenz ungewollt passiert. Bei einer Reizblase hilft oft sofort Beckenbodentraining, Behandlung mit Biofeedback, oder Blasentraining.
In Deutschland leiden rund 16 Prozent der Bevölkerung unter einer Reizblase – das sind immerhin 13.280.000 Menschen.
M. Gilewski 2020
Dranginkontinenz nach der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
Anatomische Veränderungen, wie z.B. das Senken oder die Schwächung des Beckenbodens, können zu ungewolltem Austreten von Urin führen und der Grund für eine Dranginkontinenz sein. Schwangerschaft, Übergewicht oder ein, während der Wechseljahre auftretender, Östrogenmangel schwächen oft den Beckenboden, was, neben Inkontinenz, auch zu einem Prolaps führen kann.
Erkrankungen der Harnblase
Die Dranginkontinenz kann ebenfalls als Folge einer Erkrankung der Harnblase, wie Blasensteinen, einer Blasenentzündung oder Krebserkrankungen der Harnblase auftreten.
Neurologische Krankheiten
Neurologische Krankheiten wie z.B. Parkinson, Multiple Sklerose oder die Folgen eines Schlaganfalls können dafür sorgen, dass Nervenimpulse, die die Blasentleerung steuern, gestört oder beeinträchtigt werden.
Zudem können psychische Probleme, wie Stress, Ärger oder Ängste zu der Entstehung einer Dranginkontinenz beisteuern.
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Welche möglichen Behandlungen gibt es?
Beckenbodentraining als Therapie gegen Dranginkontinenz
Bei der Dranginkontinenz wird Beckenbodentraining mit einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung kombiniert, um den Harnabgang neu einzustellen.
Das Beckenbodentraining, welches bei der Rückbildung des Beckenbodens hilft, spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Inkontinenz und ist gewöhnlich der erste Ansatz bei jeglicher Form von Blasenschwäche.
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Darüber hinaus kann es ratsam sein, Deine Lebensweise, in Absprache mit Deine*r Ärzt*in, entsprechend anzupassen, z.B. durch eine gesündere Ernährung oder mehr körperliche Aktivität.
Welche Medikamente helfen gegen eine Dranginkontinenz?
In möglichen weiteren Schritten gibt es Medikamente, die Anticholinergika, die die Blasenkontraktionen beruhigen und die Füllmenge der Blase erhöhen. Außerdem kann die Dranginkontinenz durch Botoxinjektionen in die Blasenwand oder auch durch operative Eingriffe behandelt werden.
